"Wan li chang cheng" -
Die Grosse Chinesische Mauer
Warum wurde die Mauer gebaut ?
Das gewaltige Herrschaftsgebiet, das der erste chinesische Kaiser Shi
Huangdi ca.200 v.Chr. durch Unterwerfung vieler kleiner Koenigreiche und
Einverleibung lokaler Kulturen geschaffen hatte, sah sich an seinen
Nord- und Nordwestgrenzen den staendigen Beutezuegen einiger
recht agiler, kriegerischer Nomaden und Reitervoelker der
mongolischen Steppe ausgesetzt. Namen wie Dschingis Kahn und Kublai Kahn
verbreiteten Entsetzten unter der Grenzbevoelkerung.
Eine "wan li chang cheng", also eine 10.000 li (ca.
5-6000 km) lange Mauer mit Soldaten, Wachtuermen und einem schnellen Meldesystem
zwischen den Wachtuermen sollte China vor diesen Voelkern
schuetzen. Insofern kann man die Mauer
auch als Symbol der Abgrenzung der ackerbautreibenden, seßhaften Bevölkerung
der chinesischen Hochkultur von der nomadischen Hirtenkultur der Steppe
deuten.
In Zeiten der inneren Stabilitaet stellte
die Mauer wohl einen gewissen Schutz dar. Jedoch in Zeiten staatlicher
Konflikte und Schwaeche gelang es den Eindringlingen aus dem Norden
trotz der Mauer ganz China zu unterwerfen.
Beiden, die Mongolen (Yuan Dynastie, 1271-1368) und spaeter die
Manchuren (Qing Dynastie, 1644-1911) errichteten langdauernde
Fremdherrschaften, wobei die manchurische Qing auch die letzte der
chinesischen Dynastie bildet. Ab 1911
war China kurz Republik bevor Mao die Volksrepublik erkaempfte.
Die Bauzeit
Auf Befehl von Kaiser Shi Huangdi ca.200 v.Chr. begonnen wurde sie mit
ungeheuren Menschenopfern im Zeitraum von fast ca. 1800 Jahren gebaut.
Zwischenzeitlich verfiel sie auch wieder, vor allem als die Mongolen, gegen die
sie ja errichtet worden war, im 13. Jh. China ganz eroberten und die
Yuan Dynastie (1279 -1368) als Fremdherrschaft errichteten. Sie rissen
sie sogar teilweise ab. Erst die auf die Mongolen folgende, wieder
chinesische Ming-Dynastie
(1368-1644) übte sich erneut im Mauerbau zum Schutz gegen die unruhigen
Reitervölker. Und zu dieser Zeit wurde die Mauer auch erst
in der bekannten Länge und der jetzt sichtbaren Form errichtet. Nach
der Ming-Zeit allerdings, also seit dem 16. Jhdt. , wurde sie nicht mehr
gepflegt und zudem dienten ihre Steine den Bauern der Umgebung als
willkommener Vorrat an Baumaterial. Ein paar Kilometer sind heute restauriert, weite Strecken sind halb
verfallen, andere vollkommen verschwunden.
Die Konstruktion
Ihre Länge war am Schluss etwa 6250 km vom Jiayu Pass in der Gansu
Provinz, ueber die Wuste Gobi im Westen bis zur Muendung des Yalu
Flusses in der Liaoning Provinz am
Golf von Liaoning am Pazifik, wo sie bis ins Wasser des Golfs
reicht. Damit ist sie das groesste von Menschen
geschaffene Bauwerk. Eigentlich handelt es sich aber gar nicht
um eine Mauer, sondern um ein System von Mauern, die während ihrer
besten Zeit, in der Han-Dynastie und viel später in der Ming-Dynastie
im 16.Jahrhundert miteinander verbunden waren.
Die Mauer paßt sich dem Gelände an, verlaeuft oft atemberaubend ueber
steile Haenge und Bergruecken hinweg. Sie folgt weitgehend den Flussläufen, so dass keine Brücken
notwendig waren. Unten ist sie zwischen 4,6 Meter und 9,1 Meter
(durchschnittlich 6 Meter) dick und oben bis zu etwa 3,7 Meter
breit. Ihre mittlere Höhe beträgt 7-8 Meter, abgesehen von den
Wehrgängen mit Zinnen. Etwa alle 180 Meter wurden Wachtürme
errichtet, die ca. 12 Meter hoch sind und als Unterkuenfte und Lager
dienten.
Die Außenwände bestehen aus gemauerten Bruchsteinen, doch ins Innere
der Mauer wurde alles verfüllt, was gerade vorhanden war: Erdreich,
Steine, abgeholzte Bäume und die Leichen der beim Bau ums Leben
gekommenen Arbeiter. Und das waren eine ganze Menge, denn ob Sommer oder
Winter, die Mauer wurde durch Zwangsarbeit errichtet, Soldaten waren an
die Baufront abgeordnet, Strafgefangene und Bauern wurden
zwangsverpflichtet. Als Abschluß wurde die Krone mit drei bis vier
Ziegelsteinschichten befestigt, die Fugen mit Kalk ausgegossen, damit
kein Pflanzenwuchs möglich war, und ein spezielles Rinnensystem sorgte
für den Ablauf des Regenwassers. So befestigt konnten selbst Reiter
sich sehr schnell auf der Mauer fortbewegen.
Touristik
Am staerksten besucht ist das einige Kilometer lange und gut
restaurierte Mauerstück bei Badaling, etwa 90 km nördlich
von Beijing (Peking). Per Zug, oder Bus und Auto ueber die neue Autobahn sehr
gut erreichbar. Hier herrscht allerdings stets ein großer Rummel mit
Verkaufsständen aller Art, Restaurants und Hotels. Ebenfalls
recht lebhaft geht es in Mutianyu etwa 95 km nordöstlich von Peking zu,
während es in Simatai, 120 km nordöstlich von Peking noch etwas ruhiger ist.
Interessant ist natuerlich auch der Beginn der Mauer, der "Kopf des
Drachens" in der Naehe der Stadt Quinhuangdao, wo sie an der
Kueste des Golfs von Liaoning zum Chinesischen Meer/Pazifik hin bis ins
Wasser reicht. Man kann dort ein Motorboot mieten, um sie von See aus zu betrachten.
Von Peking nach Quinhuangdao geht regelmaessig ein bequemer Touristik-Zug
mit ca.4 Stunden Fahrzeit.
Das Ende der Mauer ganz im Nordwesten liegt in der Wueste Gobi beim
Jiayu Pass, wo Temperaturen um 40 C herrschen koennen; Also nicht
jedermann`s Sache.
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